Der Sommer kommt gerade wieder richtig in Fahrt. Es wird heiß, heißer, am heißesten. Die Tage sind da in kühlen Räumen am angenehmsten. Am späten Abend jedoch lässt sich das hochsommerliche Flair am besten draußen genießen. Und zu einem richtigen Sommer gehört natürlich auch Freiluftkino. Schon im letzten Sommer haben wir die wunderbare Kulisse für einen entspannten Kinoabend genutzt. Dieses Jahr haben wir uns den Film „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ angesehen.

Open Air Kino Green Book
Open Air Kino Waschhaus Potsdam
Open Air Kino Waschhaus Potsdam
ehemalige Garnisionswäscherei in der Schiffbauergasse

Ich bin ziemlich unvorbereitet in den Film gegangen. Hatte nur den Trailer gesehen und wusste, dass er den Oscar als besten Film gewonnen hatte. Die Geschichte von einem schwarzen Pianisten, der in den 1960er Jahren auf Tour durch die Südstaaten der USA geht mit einem weißen Chauffeur hat mich interessiert.

In den USA traten nach der Aufhebung der Sklaverei 1865 die Jim-Crow-Gesetze in Kraft, die bis in die 1960er Jahre galten. Sie legten die räumliche Trennung zwischen Afroamerikanern und Weißen fest beispielsweise für Toiletten, Erfrischungsräume und Anproberäume. In Bussen durften Schwarze nur im hinteren Teil sitzen. Gesonderte Plätze gabe es auch in Restaurants oder ganzen Lokalen wie auch in Hotels. Besonders in den Südstaaten wurde diese Trennung strikt durchgesetzt und jahrzehntelang eingehalten. Erst 1964 wurde die Rassentrennung durch das Bürgerrechtsgesetz für illegal erklärt.

1936 bringt Victor Hugo Green, ein Postbote aus dem New Yorker Schwarzenviertel Harlem, das „Green Book“ heraus. Das Buch listet Hotels, Bars, Tankstellen usw. auf, die Schwarze besuchen durften. Im Kinofilm „Green Book“ treten die beiden Protagonisten nach diesem Buch die Tournee an.

Green Book Filmplakat
Filmplakat Green Book

Tony Lip, ein italoamerikanischer Türsteher im New Yorker Copacabana-Club ist für die Dauer von Renovierungsarbeiten auf der Suche nach einem Job. Dr. Don Shirley ist ein begnadeter Pianist, der einen Fahrer und persönlichen Assistenten für seine Tournee durch die Südstaaten sucht. Lip wurde ihm für diesen Job empfohlen. Die Unterschiede zwischen den beiden könnten nicht größer sein. Tony Lip, weiß, nicht besonders gebildet, immer auf der Suche nach Verdienstmöglichkeiten, um seine Familie zu ernähren, mit Ressentiments gegen Schwarze. Dr. Don Shirley, schwarz, hoch gebildet und kultiviert, wohlhabend, jedoch weder in die weiße noch in die schwarze Gesellschaft integriert.

Die Reise lässt das den Zuschauer schmerzlich bewusst werden. Shirley wird in den Konzertsälen vom weißen Publikum gefeiert. Ist das Konzert vorbei, wird er jedoch diskriminierend behandelt. Darf die Toilette des weißen Hausherrn nicht benutzen, nicht das Restaurant, in dem er später spielen soll, betreten und nicht übernachten, wo seine weißen Begleitmusiker logieren. Andererseits ist der ausgebildete klassische Konzertpianist nicht vertraut mit schwarzer Jazzmusik. Bei einer Autopanne fühlt er sich beschämt von schwarzen Feldarbeitern, die ihn verwundert beobachten.

Ganz im Hollywood-Style nähern sich die beiden auf der Tournee allmählich an, freundschaftliche Gefühle entstehen. Trotz allem bleibt der weiße Chauffeur der Held der Geschichte – rettet seinen Auftraggeber aus misslichen Situationen, beschützt ihn soweit es eben geht vor Anfeindungen. So ist Viggo Mortensen alias Tony Lip auch als bester Hauptdarsteller bei den Oscars nominiert, Mahershala Ali als bester Nebendarsteller. Schon sehr obskur nach dem Inhalt des Films. Immerhin Mahershala Ali ist mit dem Oscar ausgezeichnet worden.

Beide Darsteller spielen fantastisch, von ihnen wird der Film getragen. Und wenn der Film auch viele Klischees bedient, gibt es doch immer wieder Szenen, die einem die menschenunwürdige Behandlung der schwarzen Bevölkerung beklemmend klar machen.

Das weitere Programm des Open Air Kinos im Waschhaus Potsdam findet ihr hier: http://www.kinosommeramwaschhaus.de/