Im September stand das Thema Klimawandel im Fokus der Aufmerksamkeit. Es wurde protestiert, diskutiert, angeklagt, kritisiert und entschieden. Greta Thunberg hat mit „Fridays for Future“ eine Bewegung angestoßen, die Millionen mobilisiert und den Klimawandel zu einem heiß diskutierten Thema gemacht hat. Dabei treffen extreme Standpunkte aufeinander, die Debatte ist emotional hoch aufgeladen. Jedoch existiert die menschengemachte Erwärmung ja nicht erst seit einem Jahr, sondern es wird schon Jahrzehnte davor gewarnt. Eine Folge ist das massive Aussterben von Arten. Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht massiv die Nahrungsmittelproduktion. Von der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen wird das Bienensterben. Maja Lunde hat einen Roman darüber geschrieben: „Die Geschichte der Bienen“. Es ist das erste von vier Büchern, das die Folgen des Klimawandels thematisiert.
Drei Familien, deren Leben eng mit dem der Bienen verflochten sind, zeigen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. William Savage – der Biologe, der sich 1852 intensiv mit dem bestmöglichen Aufbau eines Bienenstocks beschäftigt. George Savage – der Imker, der 2007 gegen das Bienensterben ankämpft. Und Tao – die Arbeiterin, die 2098 die Blüten mit der Hand bestäubt.
Abwechselnd erzählt die Autorin aus dem Leben der drei. William ist gefangen in einer Depression, da er als Forscher nicht erfolgreich ist. Ein Buch über die Bienen reißt ihn jedoch aus seiner Lethargie. Voller Enthusiasmus arbeitet er an dem perfekten Aufbau eines Bienenstocks bis eine jähe Erkenntnis ihn wieder in Apathie verfallen lässt.
George ist Bienenzüchter. Er sieht seinen Sohn Tom als seinen Nachfolger. Dieser will jedoch lieber Journalist werden. Schweigen breitet sich aus in ihrer Beziehung bis George fast alle seine Bienen verliert.
Tao bestäubt in China Birnenbäume mit einem Pinsel, weil es keine Bienen mehr gibt. Ein Familienausflug mit ihrem kleinen Sohn Wei-Wei wird zu einem lebensveränderndem Ereignis für sie und ist der Anfang einer Reise, deren Ende etwas Hoffnung aufkommen lässt.
Maja Lunde beschreibt unterhaltsam drei Familiengeschichten, die oft hoffnungslos und verzweifelt sind. Einerseits wegen der beängstigenden Entwicklung des Bienensterbens. Andererseits wegen der Beziehungen in den Familien, die geprägt sind von Erwartungen und Wünschen, von Befürchtungen und Enttäuschungen. All das beschreibt die Autorin sehr gefühlvoll und eindringlich.
Während Williams und Georges Schicksale aus dem Leben gegriffen sind, ist Taos Geschichte düstere Utopie. Trotzallem ist es auch die Geschichte, die am Ende Hoffnung macht.
Vielleicht tragen Entscheidungen, die diesen Monat gefallen sind und die noch fallen werden, dazu bei, dass Maja Lundes Utopie nicht wahr und die Hoffnung schon früher gesät wird.
Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen, Roman, btb Verlag, ISBN: 9783442717415